„Das kannst du doch nicht einfach so skrupellos tun.“
„Das geht doch nicht.“
„So etwas macht man einfach nicht.“
Wer kennt diese Sätze nicht?!
Absoluter Schwachsinn, finde ich! Stattdessen solltet ihr euch lieber endlich das nehmen, was euch zusteht! Denn skrupellos zu sein, gehört manchmal zum Spiel des Lebens.
Überfahren lassen? Nein, danke.
„Skrupellos“ hört sich erst einmal nicht sehr verlockend an – ich weiß. Schließlich will niemand der Arsch einer Nation à la Donald Trump sein oder Menschen in seinem Umfeld mit solch einem Verhalten vergraulen.
Doch wieso darf sich ein Mensch nicht einfach das holen, was er verdient hat? Und warum sollte ein Mensch aus Angst skrupellos zu wirken, sich von anderen überholen oder gar überfahren lassen? Ich sehe dafür keinerlei Grund …
Das habe ich auch einer Klientin in einem meiner Coachings gesagt. Die Mutter traute sich einfach nicht, Unterhalt von ihrem Ex-Mann zu fordern. Sie wollte nicht als die Frau angesehen werden, die ihren ehemaligen Ehepartner nach der Trennung wie eine Gans auseinandernimmt.
Im ersten Moment hatte ich für Ihre Bedenken noch Verständnis, doch im zweiten Augenblick sah das schon ganz anders aus. Mein Ratschlag an sie: Nimm dir das, was dir zusteht!
Skrupellos zufrieden
Denn ich bin der festen Überzeugung, wer skrupelloser durch die Welt geht, wird letztlich viel zufriedener und glücklicher sein. Denn wenn endlich das in Erfüllung geht, was sich ein Mensch längere Zeit heimlich gewünscht hat, wird das eine positive emotionale Auswirkung haben. Und nicht nur das: Ihr werdet gesünder sein. Denn unterdrückte Bedürfnisse, ständiges Zurückstecken und unbewusste Wut können bis hin zu Krankheiten wie Gicht führen. Nur weil man nicht skrupellos erscheinen will ….
Natürlich bin ich mir jetzt ziemlich sicher, dass nur die Wenigsten von euch die Hand heben würden, wenn ich euch frage, wer denn gern ein wenig skrupelloser in Zukunft sein möchte.
Das hat ja auch einen logischen Grund. Kinder werden in unserer Gesellschaft zu Gutmenschen erzogen. Die gut gemeinten Glaubenssätze unserer Eltern bekommen wir quasi schon mit der Muttermilch auf den Weg. Ganz nach dem Motto: „Uns geht es doch gut, wir haben genug. Denk nur mal an vergangene Zeiten zurück, da hatten wir viel weniger.“
Diese Einstellung ist prinzipiell auch absolut positiv. Doch dieser Glaubenssatz ist eben auch damit verbunden, dass erfolgreicher als andere zu sein, in der Theorie vielleicht ansprechend klingt, in der Praxis jedoch oft negativ besetzt ist. „Der ist viel erfolgreicher als wir, da geht es doch nicht mit rechten Dingen zu.“ Da wundert sich noch jemand, dass Menschen Schiss davor haben, in die Fülle zu gehen.
Anders verpackt ist halb so schlimm
In meinen Augen ist das einfach nur ein veralteter Glaubenssatz, den ihr endlich in der letzten Ecke eures Kopfs begraben solltet. Mit meinen Klienten arbeite ich intensiv daran, diese Glaubenssätze ins Positive zu verändern. Sie sollen zunächst begreifen, dass sie sich nichts Verbotenes aneignen wollen, sondern lediglich das, was ihnen zusteht. So löse ich in einem ersten Schritt die Angst und rege Prozesse an, damit sie Energie erhalten, den längst überfälligen Schritt zu tun.
Die Mutter in meinem Coaching habe ich gefragt, was im schlimmsten Fall passieren könnte, wenn sie nicht endlich skrupelloser wird. Ihre Antwort: „Dann habe ich vielleicht irgendwann gar kein Geld mehr.“ Für sie der absolute Wendepunkt und der nötige Anstoß, um endlich ins Handeln zu kommen.
Im Nachhinein hat die Mutter keine Sekunde ihren Schritt bereut. Sie hat nicht nur das ihr zustehende Geld mehr auf dem Konto, sondern ist auch wahnsinnig stolz auf sich selbst, dass sie diese unangenehme Situation gemeistert hat.
Sich hinstellen, beweisen und in die Präsenz kommen – so verpackt, klingt „skrupellos“ doch nur noch halb so schlimm. 😉